Podcast zu Mk 4, 26 – 29 von Ruth Busch

 

2024 02 18 Markus 4 26-29 – Saat die von selbst wächst

Audiobotschaft Ruth Busch – Cursillo – 18. Februar 2024

Liebe Cursillistas und Zuhörende unserer Audiobotschaft,

der Predigttext aus Markus 4, 26 – 29 lautet wie folgt: 26 Danach sagte Jesus: »Mit dem Reich Gottes ist es wie bei einem Bauern. Er streut die Körner auf das Land, 27 dann legt er sich schlafen und steht wieder auf –tagaus, tagein. Die Saat geht auf und wächst –aber der Bauer weiß nicht, wie das geschieht. 28 Ganz von selbst bringt die Erde die Frucht hervor. Zuerst den Halm, dann die Ähre und zuletzt den reifen Weizen in der Ähre. 29 Wenn das Getreide reif ist, schickt er sofort die Erntearbeiter los, denn die Erntezeit ist da.«

In meinem Gottesdienst am 4. Februar hatte ich einen Landwirt namens Willi mit am Altar und er erzählte darüber, dass dieser Text so gar nicht zu seinem Alltag passt. Es ist viel Vorbereitung und auch Arbeit mit den Feldern. Das hört sich ganz anders an als das Gleichnis von Jesu zum Reich Gottes. Mal schauen, ob wir dem Predigttext auf die Spur kommen können, was er vielleicht doch mit uns heute im Jahre 2024 zu tun hat.

Die Saat geht auch ohne Zutun auf. Ich hadere mit diesem Gleichnis von Jesu etwas, so wie ich häufig mit seinen Gleichnissen am Anfang hadere. Wenn ich daran denke, was Willi erzählt hat und an den Witz, den Willi noch erzählte, indem ein Priester und ein Landwirt über die Felder gehen und der Priester feststellt ‚wie schön doch der liebe Gott alles wachsen lässt‘ und der Landwirt darauf antwortet ‚wenn wir den lieben Gott nicht unterstützen würden, würde es hier ganz anders aussehen‘. Und das kennen die Hobbygärtner unter uns auch. Wenn man nicht immer wieder das Unkraut jätet und die Schnecken weg sammelt, dann bleibt weniger übrig, dann muss sich das Angesäte ziemlich durch das Dickicht von Unkraut kämpfen und ob es dann groß und stark wird ist fraglich.

Die Optimierungen sind notwendig, damit mehr Ernte, bessere Qualität, größere Früchte, ausreichend Nahrung produziert werden. Und das ist mit viel Arbeit verbunden. Und so wie auf dem Feld ist es auch in unserem Leben. Die meisten von uns mussten vermutlich lernen, damit sie durch die Schule gekommen sind. Auch in der Arbeit läuft es nicht, ohne dass du deine Leistung bringst.

Und wie ist es im Gemeindeleben? Ende Januar war Ehrenamtsdank für alle, die sich für die Gemeinde ehrenamtlich engagieren – und es waren eine Menge eingeladen – alle leisten einen Beitrag, dass unser Gemeindeleben funktioniert. Ohne sie würde es nicht gehen! Und auch in der Freizeit, bei der Familie oder beim Hobby = auch da ist es doch so, dass es nicht ohne Zutun geht = beim Radfahren strampeln wir, bei der Familienfeier kochen wir, decken ab und auf und schauen, dass alles läuft. Die Arbeit, unser Leben, ist geprägt von Leistung und Ergebnissen daraus.

Ich beobachte bei einigen mir bekannten Menschen meiner Generation, also um die 50, dass sie einen Beruf gewählt haben, der ihnen durch Leistung auch entsprechenden Lohn einbringt. Bei der Generation meiner Eltern waren es nicht die Anerkennung oder der Lohn, die im Vordergrund standen, sondern – so erzählte meine Mutter – man musste nehmen, was man bekommen hat. Sie hatten also keine Wahl. Und in dieser Arbeit haben sie versucht so gut wie möglich zu funktionieren. Weizen, Gerste, Arbeit, Hobby, Familie – unser ganzes Leben ist durchwirkt von Leistung und Ergebnis. Also ganz anders als Jesu vom Reich Gottes im Gleichnis erzählt. Und auch bei meinem Glauben habe ich das Gefühl, ich sollte mehr lesen, mehr Bibelverse auswendig wissen, mehr theologisch mich auskennen. Ich habe das Gefühl, ich müsste öfter in die Kirche oder sollte mehr beten, damit ich glaube. Hmmm, irgendwas läuft da doch falsch, das kann doch nicht wirklich unser Leben sein. Der eine oder die andere werden sich das schon denken, dass es nicht alles war.

Wir haben jetzt nur die eine Seite der Medaille betrachtet, die Seite, die wir so häufig zuerst sehen, spüren und die uns zwar irgendwann lästig wird, die uns aber vertraut ist. Kommen wir nochmal zu Willi, dem Landwirt in meinem Gottesdienst, und seinen Feldern. Willi erzählte mir, dass er, wenn alles vorbereitet ist und auch auf den Feldern alles getan wurde, nur noch zusehen kann, wie es wächst und das ist für ihn eine wahre Freude. Und dann klingt es fast so wie in dem Gleichnis Jesu.

Im Gleichnis ist nichts davon erzählt, ob der Bauer vorher den Boden vorbereitet hat und auch nicht, was er nach der Ernte mit dem Boden macht. Es geht in dem Gleichnis um das Wachsen, das man nicht beschleunigen kann. Willi könnte an den Halmen ziehen und es würde nicht schneller gehen.

Und so wäre es doch auch mit unserem Gemüsegarten: Das Angepflanzte würde auch wachsen, ohne dass wir Unkraut zupfen, es wächst vielleicht langsamer oder wird nicht ganz so üppig, aber irgendwas bleibt schon und wächst, ganz von allein. Und wie ist es bei uns, in unserem Leben und Arbeiten? Wir wollen uns mal die nachkommenden Generationen ansehen, die jüngeren. Sie nehmen viele Dinge entspannter, der Leistungswille ist aus unserer Sicht nicht so ausgeprägt, da geht es um Work-LifeBalance, um die 35 Stunden-Woche. Und warum ist dies so?

Den Jüngeren geht es gut, die vorigen Generationen haben viel geleistet und aufgebaut und die Jüngeren haben die Chance wirklich zu entscheiden, was sie machen wollen, wo ihre Begabungen liegen und wo sie sich einbringen wollen. Und ich bin davon überzeugt, dass sie das dann auch gut machen werden. Vielleicht können sich die älteren Generationen von der Einstellung der Jüngeren sogar etwas abschauen.

Die Älteren könnten sich dann auch zurücklehnen und spüren, wie wertvoll es ist, sich hinzusetzen und den Bienen zuzusehen, wie sie aus dem Bienenstock rein- und rausfliegen. Jeder könnte den Blumen beim Wachsen zuschauen. Und es wäre doch gut, wenn wir dies tun, solange wir es noch machen können, nicht erst, wenn der Körper sagt „mach langsamer“ oder die Midlife-Crisis dich fragen lässt „für wen tu ich das alles?“. Früher mit der Phase beginnen, des sich Ruhe gönnen und dem Wachsen zusehen. Entspannt die Dinge anzugehen und auch mal fünf gerade sein lassen – nicht den Tisch gleich aufräumen, sondern zuerst die Nachrichten schauen. Dann beginnt die Zeit, in der du mehr auf dich achtest. Ich hatte vorhin gesagt, dass ich bei meinem Glauben auch das Gefühl habe, ich müsste mehr leisten, damit ich stärker, fester glaube. Ist das wirklich so? Kann ich meinen Glauben erzwingen, indem ich mir mehr Wissen aneigne? Fühlt sich das für meinen Glauben richtig an? In einer meiner Predigten hatte ich mal darüber gesprochen, dass Glaube für mich zum größeren Teil Gefühl ist und weniger Wissen. Glaube hat etwas mit meinem Herzen, mit meiner Seele, weniger mit meinem Verstand zu tun.

Und das Wichtigste ist, Glaube wird dir von Gott geschenkt. Du kannst Glaube nicht kaufen. Du kannst dir noch so sehr einreden „Ich glaube daran, dass Jesu Gottes Sohn ist“, aber du kannst es nicht beweisen. Du kannst es tatsächlich nur glauben. Und dies wird dir geschenkt. Ihr alle, die ihr zuhört, ich gehe davon aus, dass ihr den Glauben Gottes geschenkt bekommen habt, dass ihr glaubt. Schön, dass dies so ist, schön, dass du glaubst. Und solltest du zweifeln an deinem Glauben, so ist auch dies ganz normal. Und solltest du das Gefühl haben, dir wurde der Glaube noch nicht geschenkt, dann bin ich mir sicher, Gott hat den Samen bereits gesät. Warte ab, er wird aufgehen, lass ihm Zeit, erzwinge es nicht. Das Reich Gottes keimt oft zuerst im Leben des Einzelnen, vielleicht auch manchmal ganz klein, dass man es erst suchen muss zwischen allen anderen Dingen, die da großwerden.

Und was ist nun mit uns, mit dir heute, was kannst du 2024 mit dem Gleichnis Jesu anfangen? Es ist ein Gleichnis, in dem es heißt, dass es mit Gottes Reich ist wie bei einem Bauern, der sät und zuschaut und erntet. Spannend an Jesu Rede ist seine Zusage, die auch für uns heute gilt: Die Saat wird aufgehen – wie von selbst! Das steht für ihn völlig außer Frage. Wenn die Frucht reif ist, kommt die Ernte. Für uns heißt das heute: Gottes Reich ist schon gepflanzt. Es keimt. Es hat einen Halm – und der ist grün. Im evangelischen Gesangbuch gibt es ein passendes Lied: ‚Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt.‘ Kennt ihr dieses Lied auch? Und wenn es keimt, wenn auch nur ein Korn aufgegangen ist, werden die anderen folgen. Wir, liebe Zuhörenden, sind noch zwischendrin. Zwischen Saat und Ernte. Wir sind zwischen den Momenten, in denen wir Gottes Wirken im Leben schon keimen sehen und spüren und den bitteren anderen Momenten. Jesu Verheißung steht festgeschrieben. Und wenn es so ist, wie er sagt, dann wird Gottes Reich kommen, dann wird Gottes Reich auch schon unter uns sein.

Wir können durch unseren Glauben, durch das Leben in der Nachfolge Jesu den Boden bereiten. In diesem Zusammenhang fällt mir das Gleichnis, das auch in Markus 4 ab Vers 3 steht, ein. Es ist „Das Gleichnis vom Säen auf verschiedenen Böden“, aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. Wir Christen können Vorbilder sein in unserem Leben, mit unserem Glauben. Wir pflegen unseren Glauben, sei es mit Besuch des Gottesdienstes, gestern in der Klangandacht, im gemeinsamen Austausch oder wo und wie auch immer. Also geht hinaus und teilt das positive Eures Glaubens mit anderen, strahlt die Liebe Gottes aus, bereitet den Boden. Gottes Reich ist gesät, es wird keimen und Frucht bringen, lasst uns gemeinsam zusehen, wie es wächst, lasst uns spüren, dass Gottes Reich bereits unter uns ist, es ist auch in dir. Und der Friede und die Liebe Gottes, die höher sind als all unsere Vernunft verbleibe in Euren Herzen und eure Herzen bei unserem Herrn Jesus Christus.
Amen

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