Podcast von Evelyn Niedermaier am 23.06.2024

Podcast für Sonntag, den 23. Juni 2024

Liebe Freunde im Cursillo, liebe Zuhörer!

Ich bin Evelyn Niedermaier, Mitarbeiterin der Cursillo-Bewegung München und möchte Euch heute meine Gedanken zum 12. Sonntag im Jahreskreis mitteilen. Ihr kennt sicher alle den Bibeltext, ich lese ihn euch nochmal aus der Kammermayer Bibel Mk 4,35-41 vor:

Am Abend dieses Tages sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Kommt, wir wollen ans andere Ufer übersetzen!“

Sie schickten die Menschen weg und ruderten mit dem Boot, in dem Jesus noch saß, auf den See hinaus. Einige andere Boote folgten ihnen.

Da brach ein gewaltiger Sturm los. Hohe Wellen schlugen ins Boot, es lief voll Wasser und drohte zu sinken. Jesus aber schlief hinten im Boot auf einem Kissen. Da rüttelten ihn die Jünger wach und schrien voller Angst: „Herr, wir gehen unter! Und du schläfst!“

Jesus stand auf, wies den Wind in seine Schranken und rief in das Toben des Sees: „Schweig! Sei still!“

Da legte sich der Sturm, und es wurde ganz still. „Warum habt ihr solche Angst?“, fragte Jesus seine Jünger. „Habt ihr immer noch kein Vertrauen zu mir?“

Die Jünger waren fassungslos vor Staunen. „Was ist das nur für ein Mensch!“, sagten sie zueinander. „Selbst Wind und Wellen gehorchen ihm!“

Unweigerlich kommen mir die vielen Flüchtlingsboote im Mittelmeer in den Sinn. Die Boote sind schon bei ruhiger See nicht für eine Überfahrt über das Mittelmeer tauglich. Mit solch einem Boot kommt man nicht über das Meer und schon gar nicht, wenn das Wetter umschlägt und Wind und Wellen kommen.

Gleich denke ich an unseren Freund, Günter Jäger, Diakon aus Feichten an der Alz, der zusammen mit seiner Frau aufopferungsvoll viele Monate im Jahr in einem überfüllten Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos arbeitet. Ich werde am Ende meines Podcasts noch einmal von ihm und seiner Arbeit erzählen.

Die Geschichte von der Sturmstillung ist eine Geschichte aus ferner Zeit, eine Wundergeschichte, die uns auf den ersten Blick heute fremd ist, die aber gleichzeitig irgendwie faszinierend ist. Wir sagen: Das kann doch gar nicht so gewesen sein! Und doch spüren wir im Herzen, dass diese Geschichte eine tiefe Wahrheit hat.

Ja, sie hat eine tiefe Wahrheit! Sie ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Kraft und Aktualität der biblischen Geschichten. Es ist die Geschichte von Jesu Jüngern, die in Gefahr geraten, die alles Vertrauen verlieren, die in Panik geraten, weil ihnen alle Sicherheiten wegschwimmen, es ist eine Geschichte über die Stürme des Lebens und über die Frage, worauf wir eigentlich in diesen Stürmen unser Vertrauen setzen.

Die biblischen Geschichten haben Kraft und es sind allesamt Geschichten über dich und mich, über unsere Ängste, über unsere Sehnsüchte, über unser Gefährdetsein und über unser Bewahrtwerden. Dieses Vertrauen in Gott ist es, was den Jüngern damals so schwer gefallen ist, und was uns heute genauso schwer fällt. „Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen!?“ – sagen die Jünger in ihrer Bedrängnis vorwurfsvoll zu Jesus. Diese Frage ist es, die in meiner Seele nachklingt.

Diese Frage ist es, die auch wir uns nach Petrus, Johannes und all den anderen in dunklen Stunden gestellt haben: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen!? Diese Frage ist es, die hochkommt, wenn wir selbst solche Stürme erleben, wenn wir uns an Gott wenden und wenn das Unheil sich trotzdem nicht abwenden will!!

Wenn einer von uns fragt: Ich bin krank, ich kämpfe schon so lange mit dieser Krankheit, ich habe schon so viele Gebete gesprochen. Aber es passiert kein Wunder! Meister, fragst du nichts danach, dass ich umkomme?!

Oder wenn eine andere sagt: Ich kämpfe um die Beziehung mit dem Menschen, den ich liebe. Ich habe gekämpft, ich habe gehofft, ich habe gebetet, aber die Zukunft ist genauso ungewiss wie vorher! Meister, fragst du nichts danach, dass ich innerlich umkomme?!

Oder wenn jemand sagt: Es läuft so vieles falsch auf dieser Welt. Menschen verhungern, obwohl genug für alle da wäre, wir bringen die Natur aus dem Gleichgewicht. Das CO2, das wir in die Luft blasen, müssen Menschen hier und anderswo auf der Welt mit Fluten oder Dürreperioden bezahlen.

Oder wenn wir an die vielen Kriege denken, in der Ukraine, in Israel oder anderswo auf der Welt! Warum ist es nicht möglich diesen Wahnsinn zu stoppen?  Meister, warum tust du nichts?

Ja, diesen Ruf der Bedrängnis, mit dem die verzagten Jünger Jesu zu wecken versuchen, den kennen auch wir ganz genau. Und deswegen ist die Geschichte von der Sturmstillung eine so befreiende, eine so tröstliche, eine so wahrhaft erlösende Geschichte. Denn sie sagt:

Der Glaube an Jesus Christus bläst nicht alle Widrigkeiten des Lebens weg, er ist keine Versicherung gegen Unglücksfälle, er ist keine Eintrittskarte in die Sonnenseite des Lebens.

Aber der Glaube an Jesus Christus – und das ist viel mehr! – der hilft dir, aus dem Vertrauen zu leben.

Der lässt dich in schweren Zeiten ruhig werden und vielleicht sogar diese Stille im Sturm erfahren, die die Jünger mit Jesus im Boot erfahren, der lässt dich in deiner ganzen Verlorenheit tief drinnen spüren, dass alles gut werden wird, weil Jesus immer in Deinem Boot sitzt.

„Und Jesus stand auf, wies den Wind in seine Schranken und rief in das Toben des Sees: „Schweig! Sei still!“ Da legte sich der Sturm und es wurde ganz still.

Diese Erfahrung, dass sich in der Begegnung mit Jesus der Wind legt, dass eine große Stille tief in der Seele entsteht, diese Erfahrung gibt es heute ganz bestimmt.

Ich habe sie im letzten Cursillo als Mitarbeiterin gemacht, durch das Fürbittgebet der Gemeinschaft und die Spendung der Krankensalbung wurde ich tief in der Seele ruhig, Jesus hat meine inneren Stürme zur Ruhe gebracht.

Wir machen die Erfahrung oft gerade dann, wenn wir uns von Gott verlassen fühlen, nicht mehr weiter wissen und verzweifelt rufen: Meister, fragst du nichts danach, dass wir nicht mehr weiter wissen!?

Aus dem Vertrauen zu leben, ist nichts, was ich mir vornehmen könnte, es ist auch nichts, was ich mir als Teil einer Anleitung zum Glücklichsein zur Lebensmaxime machen könnte. Vertrauen – das hilft uns die Geschichte von der Sturmstillung verstehen – Vertrauen kann nur in der Beziehung wachsen. Vertrauen kann in mein Herz einziehen, wenn ich mich für Gottes lebensspendenden Geist öffne, wenn ich wage, das zu glauben, dass Gott es durch und durch gut mit mir und mit seiner Welt meint.

Welch befreiende Aussicht, dass Gott mit uns geht und wir aus dem Vertrauen leben dürfen! Nichts weniger ist es als eine Vorahnung auf das Reich Gottes, schon heute spürbar in unserem Leben. Was hindert uns daran, uns ganz darauf einzulassen!?

Ich komme zurück auf unseren eingangs erwähnten Freund Günter, der gerade wieder mit seiner Frau auf Lesbos ist. Mich beeindruckt es so sehr wie er sich mit Herzblut für die herausfordernde Arbeit im Flüchtlingslager einsetzt und dass er nicht nur sagt: „Meister, warum tust du nichts“, sondern anpackt und vor Ort konkrete Hilfe leistet unter dem Leitmotiv von Home for All: if you can help …..just do it.

Auch wir können aus der Ferne helfen, Günters Arbeit und die Menschen dort unterstützen. Entweder durch eine Spende oder durch den Kauf des hochwertigen Olivenöls, das die Flüchtlinge dort selbst mit großer Sorgfalt produzieren. Jede Flasche dieses reinen, köstlichen Olivenöls ist ein Symbol der Hoffnung.

Solltet ihr Interesse haben und mehr dazu wissen wollen, so schickt mir bitte eine Email an das sekretariat@cursillo-muenchen.de, dann bekommt ihr weitere Infos!

 Zum Schluss wünsche ich Euch einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche,

Eure Evelyn

 

Jetzt hören wir noch ein Lied von Johannes Seibold:

„Es ist die Liebe zu Gott ….“

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