2024 04 14 Podcast Text von Ruth Busch
Liebe Cursillistas und Zuhörende unserer Audiobotschaften,
mein Name ist Ruth Busch und ich bin ehrenamtlich im Mitarbeiterkreis von Cursillo München und als Prädikantin in der evangelischen Kirche tätig. Ich hatte am Sonntag, den 7. April 2024 Gottesdienst gehalten, dies war der erste Sonntag nach Ostern, der auch weißer Sonntag oder Taufsonntag genannt wird.
Der Predigttext wurde von einem Kirchenvorsteher aus dem ersten Brief des Petrus 1, 3-9 vorgelesen, ich habe in der Predigt darauf Bezug genommen, daher lest ihn Euch evtl. jetzt kurz durch. Ich warte kurz auf Euch oder drückt doch Pause und startet an dieser Stelle wieder, wenn ihr fertig seid, dann kann jeder in seinem Tempo lesen.
1 Hinführung
Der Anfang des Textes war zugleich Teil des Wochenspruchs und er lautet:
³Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus.
In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns neu geboren.
Er hat uns neu geboren…. Wir wollen versuchen uns hineinzufühlen, wie es sein könnte, neu geboren zu sein. Es wird sich ja keiner mehr daran erinnern können, es ist ja schon sooo lange her.
Du als Neugeborenes bist ganz nah an den eigenen Instinkten, du nutzt all deine Sinne, die riechst Mutter oder Vater, du spürst die Wärme des Menschen, der dich in den Arm nimmt, der dich beruhigt, du hörst die Stimme. Berührungen der Haut spürst du und vielleicht kitzelt es. Auch das Weinen gehört dazu, wenn du Hunger hast und das sich beruhigen, wenn du Milch trinkst.
Ein Neugeborenes vertraut den Menschen um sich herum. Es hat ein Urvertrauen in die Menschheit.
Kannst du dir das vorstellen, wie das wäre „neu geboren zu sein“? Das wäre doch irgendwie schon schön, oder?
2 Unser Leben hat Risse bekommen
Aber wir haben uns geändert, die Welt um uns herum hat sich geändert; es ist irgendwie anders geworden. Warum geht es heute nicht mehr so einfach, sich so wohl zu fühlen wie damals als neugeborener Mensch. Warum können wir Menschen nicht mehr so vertrauen, warum ist das Urvertrauen weg?
Ich möchte mit Euch Gedanken aus dem Buch „Margos Spuren“ und Gedanken des Pfarrers Johannes Poiger aus Regensburg nachgehen, um zu schauen, warum wir uns geändert haben, was anders geworden ist.
2.1 Margos Spuren – Buch – und Risse bekommen
In dem Buch „Margos Spuren“, dass John Green schrieb und das 2008 erschienen ist, geht es um Quentin und Margo, von ihren verrückten Erlebnissen und ihrer sanft aufkeimenden Liebe, vom Erwachsenwerden und von den großen Lebensfragen.
Der Autor versteht es auf feinfühlige und tiefgründige Art, die Lesenden auf eine Reise mitzunehmen, die auch ins eigene Herz führt. Dies tut er nicht nur durch eine spannende Geschichte, sondern auch so ganz nebenbei mit viel Weisheit. Hören wir einmal, was er seinen Figuren in den Mund legt:
„Vielleicht ist es so, dass wir Risse bekommen. Am Anfang sind wir alle wasserdicht,
aber dann passieren Dinge – Leute verlassen uns, lieben uns nicht oder verstehen uns
nicht, oder wir verstehen sie nicht, und wir verlieren und scheitern und tun einander
weh. Und so bekommen wir Risse.
2.2 Risse in unserem Leben
Ja, es stimmt: Das Leben fügt uns Menschen Risse zu. Alles war ursprünglich einmal heil, aber es bleibt nicht so. Ich glaube, das ist eine Erfahrung, die uns allen nicht fremd ist.
Da gehen Beziehungen in die Brüche, Pläne, Visionen, Hoffnungen – scheitern. Mutig gesetzte Ziele in Beruf, Privatleben oder im Sport werden nicht erreicht, vielleicht weil sich die Umstände geändert haben oder es um die Gesundheit schlecht bestellt ist.
Manchmal sind auch wir selber diejenigen, die solche Risse herbeiführen – bei uns selbst oder bei anderen. Wenn sich Verbitterung breit macht und Verzeihen nicht möglich ist. Wenn ich gleichgültig werde, um bloß nichts Belastendes an mich heranzulassen. Wenn ich verbal um mich schlage und meine Mitmenschen verletze.
All das sind Risse in unserem Leben. Welche Risse gab es bisher in deinem Leben? <>
Risse über Risse tun sich auf, sei es selbst geschlagen oder ohne Schuld erlitten. Und vorbei ist es mit der wasserdichten Schale. Vorbei ist es mit dem Urvertrauen, vorbei mit dem sich wohlfühlen beim in den Arm nehmen. Am besten nimmt mich gar keiner mehr in den Arm, dann tut es auch am Ende nicht so weh, wenn ich enttäuscht werde…
Wir befinden uns in den dunklen Augenblicken unseres Lebens …
2.3 Ein Riss in der Geschichte
In den letzten, in den dunklen Stunden Jesu spielte auch ein Riss eine wichtige Rolle, beim Evangelisten Markus im Kapitel 15, Vers 37/38:
Jesus aber stieß einen lauten Schrei aus und starb.
In diesem Augenblick zerriss der Vorhang im Tempel von oben bis unten in zwei Stücke.
Ein Riss. Von oben bis unten. In dem Moment, als Jesus stirbt. In dem Moment, als sein Lebensfaden zerriss.
3 Mit Rissen umgehen
Was könnte es mit diesem zerrissenen Vorhang auf sich haben?
Der Vorhang, der das Allerheiligste im Tempel vor den Menschen abschirmen sollte, gibt nun den Blick frei. Der Evangelist Markus will vielleicht damit zeigen: So ist Gott, er gibt seinen Sohn hin und weitet gleichzeitig den Blick, etwas Verborgenes kommt zum Vorschein.
Heute, 2000 Jahre nach der Auferstehung Jesu wissen wir, dass Gott etwas gänzlich Neues schaffen und ein Licht schenken wird. Ein Licht, das heller und strahlender ist als alle Finsternis. So wie es im Johannes-Evangelium im ersten Kapitel, Vers 5 heißt:
Das Licht leuchtet in der Finsternis,
aber die Finsternis hat es nicht angenommen.
3.1 Gottes Licht in uns
Jesus ist das Licht der Welt und durch die Taufe sind wir mit ihm verbunden, in jedem Gottesdienst erinnern wir uns an unsere Verbindung mit Jesus, bei einem Tauferinnerungs-Gottesdienst oder bei Gesprächen über den Glauben mit anderen Menschen erinnern wir uns, dass wir mit Jesus, mit dem Licht verbunden sind, dass wir Jesus nachfolgen. Wir alle, so wie wir sind, tragen Gottes Licht in uns – ganz egal ob wir uns selber dazu für geeignet halten oder nicht. Auch wenn du dich für unwürdig hältst, Gott beruft dich,
Und damit sind wir in bester Gesellschaft! Die ganze Bibel hindurch werden Geschichten von Menschen mit Rissen, Schrammen und Brüchen erzählt. Und Gott beauftragt sie. Da ist zum Beispiel Mose, der große Anführer ins gelobte Land. Oder auch Jakob, der seinen Bruder und seinen Vater hintergeht; die Jünger Jesu – einfache Menschen, die oft keinen Plan hatten, wie Gott durch sie wirken wollte. Oder auch Paulus, der eigentlich den christlichen Rebellen an den Kragen wollte und auf dem Weg nach Damaskus zu Boden fiel, geblendet von Gottes Licht. Nach seinem Sturz hat er sich aufgerappelt, sich selbst und seine Sicht der Dinge wieder zusammengesetzt. Und dann hat er weitergemacht, aber anders: mit diesem besonderen Licht von Gott im Herzen.
Schön, wie das damals mit Paulus geklappt hat, aber mir ist das Licht Gottes noch nicht auf dem Weg nach München erschienen. Dir?
Wie kannst du Hilfe bekommen, wenn du gerade die Risse deines Lebens betrachtet hast, dich vielleicht zerrissen fühlst und die Einzelteile deines ganzen Seins spürst?
3.2 Was tun mit unseren Rissen – Licht rein und raus lassen
Mit unseren Rissen im Leben umzugehen, mit ihnen weitergehen zu müssen, das erfordert bisweilen viel Ehrlichkeit und Kraft. Und wie schön wäre es doch, wenn es uns gelänge, damit gut umgehen zu können. Ich möchte nochmal zu dem Buch „Margos Spuren“ kommen und die Gedanken des Autors von vorhin weiter hören:
Es ist eine Menge Zeit zwischen den ersten Rissen und dem Ende, wenn wir
auseinanderbrechen. Und vielleicht ist gerade das die Zeit, in der wir einander
sehen können, weil wir durch unsere Risse hinausblicken können und durch die
Risse der anderen in sie hinein. […]
Erst wenn wir Risse haben, kommt das Licht herein. Und das Licht kann heraus.”
Dieser Gedanke des Autors fasziniert mich: Durch unsere Risse können wir hinausblicken und durch die Risse der anderen in sie hinein. Und ich vermute das klappt dann auch umgekehrt. Die Risse im Leben betreffen also nicht nur mich selbst, sie betreffen auch meine zwischenmenschlichen Beziehungen.
Ein achtsames, liebevolles Erkennen und Respektieren von Rissen im Leben meiner Mitmenschen kann mir vielleicht auch eine Hilfe sein, um so manches Denken oder Handeln besser verstehen zu können.
Vielleicht kannst du mit einem dir wirklich vertrauten Menschen über Risse sprechen. Ihr tauscht Euch aus und lasst einander teilhaben. Damit kann das gegenseitige Verstehen, das Erkennen und sich Weiterentwickeln ermöglicht werden …und das langsame Heil-werden. Und durch dieses sich miteinander verbunden fühlen, miteinander reden, damit leuchten wir ein klein wenig aus unseren Rissen, wir bringen Licht in die Welt.
Die Risse sind also eine Chance zum Wachstum. Ich bin fest davon überzeugt, wenn wir wirklich achtsam und liebevoll mit den Lebenskrisen, also mit den Rissen, umgehen und einander helfen, dass das Licht aus diesen Rissen heraus leuchten kann, dann wird die Welt ein klein wenig heller.
Denn auf das Licht kommt es schließlich an.
4 Bezug zum Eingang
Wir werden zwar im weltlichen Sinne nicht mehr wie neugeborene Kinder sein, aber wir werden in der Taufe mit Jesus verbunden, wir erinnern uns immer wieder daran, welch Vertrauen, welch Licht, welch Lebenskraft die Nachfolge Jesus uns geben kann, in allen Situationen. Der Wochenspruch hat noch Folgenden zweiten Teil:
„Denn er hat uns eine lebendige Hoffnung geschenkt,
weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.“
Und in dieser Hoffnung und mit Gottes Licht in uns leben wir.
5 Wünsche
Ich wünsche Dir, dass Du in Deinen ganz persönlichen Rissen Gottes Licht entdecken kannst – in der Weise, wie es für Dich gut und heilsam ist.
Ich wünsche Dir, dass Du daraus Zuversicht schöpfen kannst für Dein Leben, das auch in Zukunft sicher nicht ganz rissfrei bleiben wird.
Ich wünsche Dir, dass Du etwas von dem Licht, das in Dir steckt, nach außen dringen lassen kannst, nicht blendend hell, aber doch so, dass es zur Hoffnung in der Welt beiträgt.
Ich wünsche Dir, dass Du über die Risse nicht klagen, sondern zur rechten Zeit eine Erfahrung machen kannst, die dich zu diesem Schluss kommen lässt: Erst wenn ich Risse habe, kommt Licht herein und es kann auch Licht heraus leuchten.
6 Kanzelsegen
Geht hinaus und leuchtet, strahlt und gebt die Liebe Gottes weiter, die höher ist als alle Vernunft und verbleibt mit euren Herzen bei unserem Herrn Jesus Christus.
Amen
Wir wollen nun zusammen das Lied Nr. 11 „In deinem Namen wollen wir“ singen:
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