Von Jesus lernen – Jesus als Lebenscoach
Liebe Cursillistas und Freunde unserer Audiobotschaft,
herzlich willkommen! Ich freue mich, dass ihr mir zuhören oder meine Gedanken lesen wollt. Ich bin Manfred Eder und Mitarbeiter der Cursillo Bewegung München. Bei meiner heutigen Botschaft gehe ich der Frage nach, was wir von Jesus lernen können oder anders ausgedrückt: Kann Jesus ein Coach für unser Leben sein?
Ich weiß nicht, wer von euch schon einmal ein Coaching gemacht hat. In meiner Arbeit war Coaching in der Vergangenheit eher negativ belegt. Was, der braucht ein Coaching? Da muss ja irgendwas schiefgelaufen sein, wir wissen doch, wie die Führung von Mitarbeitern geht. Dann wurde Coaching plötzlich für alle verbindlich vorgeschrieben und ich war durchaus kritisch, als ich das erste Mal einem Coach gegenübersaß. Aber ich war positiv überrascht: Mein Coach hat mir für manche Situationen einen neuen Blickwinkel gezeigt und auch Möglichkeiten, wie ich damit umgehen kann. Eine neue Perspektive!
Zur Zeit hat man den Eindruck, dass wohl viele in Politik und Wirtschaft ein Coaching brauchen könnten. Unsicherheiten, mangelnde Orientierung, Ausgrenzung, Hassbotschaften und Gewalt sind in den Nachrichten allgegenwärtig. Manchmal fühle ich mich angesichts der aktuellen Lage so ohnmächtig. Aber wir sollten dabei nicht aus den Augen verlieren, dass es auch in anderen Zeiten der Geschichte für die Menschen schwierig war. Zu Zeiten Jesu war sein Volk in der Gewalt einer Besatzungsmacht, den Römern und der Willkür römischer Soldaten mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert. Es gab Ausgrenzungen (Aussätzigen), es gab soziale Spannungen und eine engstirnige religiöse Führung und die Frauen waren quasi ohne Rechte.
Wie hat Jesus darauf reagiert? Jesus verbreitete in diesem Umfeld eine Atmosphäre der Liebe und Freude und hat die Menschen immer wieder aufgefordert, Situationen anders zu sehen. Er hat uns einen neuen Blickwinkel gegeben, manche seiner Gleichnisse und die über ihn erzählten Begebenheiten sind irritierend und provokant.
Ich denke da z.B. an die Geschichte von Martha und Maria und daran, dass meine Mutter, meine Oma und meine Schwiegermutter sich über diese Geschichte aufgeregt hatten. Wie ungerecht, dass Jesus Martha zurechtweist, wo sie doch ihn und die Jünger bedient. Maria dagegen sitzt bei Jesus und hört zu, sie arbeitet nicht. Aber Jesus wechselt die Perspektive und denkt nicht in den üblichen Bahnen. „Martha, Martha, du machst dir viel Sorgen und mühst dich um Dinge, die im Grunde nicht so wichtig sind“ (Lk, 11, 41). Mühen wir uns nicht auch oft um Dinge, die im Grunde gar nicht so wichtig sind? Was ist denn wirklich wichtig?
Oder die Geschichte mit der Ehebrecherin: Da wird eine Frau beim Ehebruch ertappt und die Regeln der Zeit sagen klar, welche Strafe diese Frau zu erwarten hat. Nach dem Gesetz des Mose muss diese Frau gesteinigt werden. Jesus reagiert auch in dieser Situation nicht wie erwartet, sondern stellt diese unbarmherzige Regel in Frage und sagt: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie! (Joh, 8, 7). Die Beteiligten verlassen nach und nach den Ort und die Frau wird nicht gesteinigt. Jesus vergibt dieser Frau.
Die Berichte über Jesus und seine Worte sind im Grunde zeitlos, gelten heute so wie vor 2000 Jahren und können uns auch im Alltag helfen. Wir sollten also die Möglichkeit annehmen, von Jesus und seinen Worten und Taten zu lernen. Im Vergleich zu dem Coaching, das ich in meiner Arbeit erlebt habe, ist das Coaching von Jesus kostenlos, aber wir müssen uns darauf einlassen.
Richard Rohr, der bekannte Franziskaner und spirituelle Vordenker, hat einmal über Jesus gesagt: Wenn man lange genug mit dem Typ rumhängt, färbt er irgendwann ab. Das hört sich jetzt ein wenig despektierlich an, trifft die Sache meines Erachtens aber genau auf den Kopf. Je mehr ich mich auf Jesus und seine Worte einlasse, desto stärker prägen sie mich und verändern mich und können mir helfen, eine andere Perspektive einzunehmen, eine Situation aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und anders darauf zu reagieren. Wir können uns fragen: Was würde Jesus jetzt machen? Wie würde er in dieser Situation wohl reagieren?
Wir können Jesus auch als Lebensmeister bezeichnen, so wie es Pater Thomas Heck in einem Gebet getan hat. Ich möchte gerne einen Teil dieses Gebetes vortragen:
„…Wir sind nicht heilig, doch suchen wir heiler zu werden,
und dazu gehören die Lichter wie die Schatten.
Wir leben nicht nach Schablone und Standard,
und das schenkt uns Freiheit.
Wir leben in Kontakt mit Seinem Wort
und das gibt uns kreative Ideen.
Wir dürfen es zusammen wagen in Freude
und das erweckt große Dankbarkeit.
Du bist der Meister unseres Lebens,
wir sind deine Schülerinnen und Schüler
und wir sind es gern“.
Wer ein Cursillo Liederbuch hat, findet dieses Gebet im Anhang auf Seite 31.
Abschließen möchte ich meine Audiobotschaft mit dem letzten Satz aus dem heutigen Sonntagsevangelium. Darin ging Jesus auf seine Jünger zu und sprach: „Lehrt sie, so zu leben, wie ich es euch aufgetragen habe. Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer und überall bei euch, bis ans Ende dieser Welt!“ (Mt, 28,20).
Ich wünsche euch einen wunderschönen Sonntag und viel Freude bei dem Lied: „192 Voll Vertrauen“.
Euer Manfred Eder
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